FoodTorian Talk:

Kochbuchsammlung

Puntijar, Zagreb


Willkommen im Privatmuseum Puntijar.

Besichtigung nach Anmeldung.

Das kleinste Kochbuch der Welt zeigt mir Zlatko Puntijar, Gründer und Sammlungsbesitzer des Museums Puntijar, erst am Schluss der Führung. Er öffnet bereitwillig Vitrinen, holt Schätze aus den Schränken, lässt mich blättern, staunen - und weiß sagenhaft viel zu erzählen. Zu jedem Ausstellungsstück gibt es zig Anekdoten. Aus einer halben Stunde werden drei. Und am Ende führt er mich in den Champagnerkeller. Da muss ich dann eine Flasche mit dem Degen öffnen. Au weia!

 


"Ein Hühnerbeinhalter! Bravo!"

Zlatko Puntijar, Gründer des

Kochbuchmuseums Zagreb.

FT: Herr Puntijar, wie kam es zu Ihrer Kochbuchsammlung?

ZP: Das fing an, als ich etwa 15 war. Eine Passion. Ich koche gerne, ich habe gerne Gäste, mich interessiert Geschichte. Schöne Dinge mit einem langen Leben, Kulinarisches - das liegt mir am Herzen.

Sie stellen einen Teil Ihrer Sammlung in Ihrem Restaurant aus, teils im familieneigenen Hotel, größtenteils aber hier im Museum, im Puntijar Haus.

Hier ist das Herzstück. Gut 3000 historische Kochbücher, mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert und die Zeit vor den beiden Weltkriegen, dazu Menükarten, Tanzkarten, historische Reiseführer, altes Porzellan - und auch das Gedeck, von welchem Papst Johannes Paul II. speiste, als er 1994 das Land besuchte. Ich durfte damals für ihn kochen.

Man nehme: Sammlerfreude.

Und eine Prise K.-u.-K.-Nostalgie!

Möchten Sie noch andere Besonderheiten hervorheben?

Ein paar frühe Ausgaben von Katharina Prato, zweite Auflage 1862. Das Kochbuch von Mira Vucetic, der Gründerin und Leiterin der ersten Kochschule in Split, aus den 1920er Jahren. Das erste bekannte Kochbuch in südslawischer Sprache aus dem Jahre 1664, aus der Küche des Grafen Nikola Zrinskog, das habe ich neu editiert. Dann historische Kochbücher aus der ganzen Welt. Wobei der Schwerpunkt des Museums dennoch auf der Zeit der Donaumonarchie liegt, Kochbücher aus Ungarn, Serbien, der Vojvodina, Speisekarten von Agramer (Zagreber) Grand Hotels der Belle Epoque, Stiche aus dem Leben Kaiser Franz Josephs, wie der Prachtband "Kaiser-Galerie" ... Und auch eines der ersten vegetarischen Kochbücher überhaupt!

Sie editieren alte Kochbücher neu?

Das macht mir besondere Freude. Es sind inzwischen über zehn historische Kochbücher, die ich neu herausgebracht habe.

Aber das kleinste Kochbuch der Welt - das wollen Sie nicht in größerer, lesbarer Form neu auflegen?

Um Gottes Willen (lacht)! Nein, das soll so selten bleiben, wie es ist. Meines Wissens gibt es weltweit nur vier davon.

Es hängt ein Porzellanhalfter

an der Wand ...

Das ist ja gerade mal ein bisschen größer als meine Fingerkuppe! (Er legt mir das kleinste Kochbuch der Welt in die Hand ...)

Angeblich enthält es trotzdem 100 Rezepte. Aber! Ich zeige es nicht jedem ...

Oh ... Danke für die Ehre!

Und hier habe ich noch etwas Kurioses (er führt mich in einen kleinen Raum mit historischen Küchenutensilien). Preisfrage: Was ist das?

Ein Hühnerbeinhalter!

Bravo! Sehr gut!

Sie sammeln auch historische Küchengeräte?

Ja, aber nicht systematisch. Dinge, die ich sympathisch finde. Oder einfach kurios. Historische Eismaschinen, schöne, alte Küchenschürzen, mechanische Geräte zum Schlagen von Sahne oder Eischnee. Und jede Menge Stiche, Gemälde, Druckerzeugnisse ... Gottseidank konnte ich diese Liebe zu historischen Zeugnissen an meine Kinder weitergeben. Mein Sohn Luka beispielsweise kann bei Führungen auf Englisch übersetzen.

Eine letzte Frage noch: Was ist größer, die Lust am Stöbern in alten Kochbüchern? Oder der Reiz, die historischen Rezepte nachzukochen?

Das Schönste für mich ist, wenn ein altes Kochbuch durch die Neuedition wieder Anschluss an die Gegenwart erhält. Und die Leserinnen und Leser dazu anregt, die Rezepte auszuprobieren.

Herr Puntijar, vielen Dank für die Führung durch Ihr Museum!


F J I - Franz Joseph Imperator

Infos zu den Öffnungszeiten:

www.hotelpuntijar.com


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